Seltsame Geschehnisse im Kaufhaus

Eine Weihnachtsgeschichte von Elke Woitas   Am frühen Morgen in der Vorweihnachtszeit, so ungefähr um acht Uhr, schloss der Kaufhausdetektiv die große Eingangstür aus Glas auf. Vor der Tür standen schon viele Menschen, die frierend darauf warteten, endlich hereingelassen zu werden. Etwas schlecht gelaunt trat Herr Krummel, so hieß der Kaufhausdetektiv und irgendwie passte der Name zu ihm, zur Seite um den hastig eilenden Menschen Platz zu machen. Diese verteilten sich schnell in den verschiedensten Abteilungen. Herr Krummel nahm seinen Dienst auf, der darin bestand die Menschen zu beobachten, ob auch ja keiner etwas aus „Versehen“ in seiner Tasche verschwinden ließ ohne zu bezahlen. Manchmal dachte sich Herr Krummel, das sein Beruf nicht so ein besonders angenehmer sei, denn er hat schon sehr oft ein Auge zugedrückt und „nichts“ gesehen. Nämlich dann, wenn er feststellte, das da jemand etwas „vergessen“ hatte zu bezahlen, der wirklich sehr arm aussah und "nur" etwas zum Essen eingesteckt hatte. Naja, eigentlich durfte er nichts übersehen, aber die Menschen taten ihm dann doch sehr leid. Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen, da, schon wieder! Seit einigen Tagen stellte er in den verschiedensten Abteilungen immer wieder diese seltsamen Dinge fest. Am Samstag vor dem ersten Advent, fehlten in der Bettenabteilung ein kleines Kopfkissen und eine passende Decke. An der Stelle, wo diese Sachen normalerweise lagen, entdeckte Herr Krummel zwei besonders schöne und große Walnüsse und einen Zettel auf dem stand: „Fillen Tank“. In den nächsten Tagen kam es immer wieder vor, dass sich dieses Geschehen immer wieder wiederholte. Der Abteilungsleiter des Kaufhauses rief seine Mitarbeiter zu einer Krisensitzung zusammen. Er war sehr wütend und machte dem Kaufhausdetektiv Herrn Krummel besonders große Vorwürfe, weil er seine Aufgabe nicht ordentlich erledigen würde. Aber es nützte nichts, das Verschwinden der unterschiedlichsten Dinge ging weiter. Aber niemand sah etwas. Erst als man die Nüsse und den Zettel mit den zwei Worten fand, merkte man überhaupt, dass da etwas fehlte. Mittlerweile waren auf diese Weise schon ein Strampelanzug, eine warme Kinderjacke, Mütze, Schal und Handschuhe verschwunden und heute wieder. Es fehlte aus der Haushaltabteilung eine Babyflasche mit Sauger. Aber auch dieses Mal waren wieder als „Bezahlung“ zwei Nüsse und der „Fillen Tank“-Zettel an der Stelle, an der die Sachen standen. Oh weh, dachte Herr Krummel, wenn das der Chef erfährt, dann flieg ich raus. Ich muss den Übeltäter unbedingt finden und möglichst bald. Morgen ist Heilig Abend und dann hat das Kaufhaus geschlossen. Bestimmt ist es ein Mensch, der noch nicht lange in Deutschland ist und noch nicht richtig deutsch schreiben kann. Also beobachtete Herr Krummel alle Menschen, die etwas „anders“ aussahen oder in einer anderen Sprache redeten besonders aufmerksam. Aber es wurde Abend und er hatte niemanden bemerkt, der etwas eingesteckt hatte ohne zu bezahlen. Ladenschluss. Die große Glocke ertönte und eine nette Frauenstimme bat alle Kunden das Kaufhaus zu verlassen, sie wünschte allen Menschen ein schönes und friedliches Weihnachtsfest. Friedlich, schön... dachte Herr Krummel. Schön wär’s, aber ich kann mich nach den Feiertagen auf Job suche machen. Besorgt lief er noch einmal alle Abteilungen ab um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung ist, bevor er auch das Kaufhaus verlassen konnte. Nein, das gibt es doch nicht. In der Lebensmittelabteilung, an der Stelle wo sonst die besonderen Leckereien fürs Weihnachtsfest aufgebaut waren... da lagen fünf Nüsse und ein Zettel „Fillen tank unt froes Fesd“. Herr Krummel war der Verzweiflung nahe. Aber es hatte keinen Sinn, denn die Menschen haben das Kaufhaus alle verlassen, wo sollte er nun den Übeltäter finden? Zornig und auch traurig machte er sich auf den Weg nach Hause. Er hatte keine Familie, die auf ihn wartete, so schlenderte er noch eine Weile durch die Straßen, bis er vor dem großen Dom stand. Hatte er nicht in der Zeitung gelesen, dass dort in diesem Jahr eine besonders große Krippe mit wunderschönen Krippenfiguren aufgebaut wurde? Er beschloss spontan sich diese Krippe einmal anzusehen. Als er die Kirchentür öffnete, hörte er Orgelmusik. Aha, hier wird für die Christmesse heute Abend geübt. Als er sich der Krippe näherte, gab er dem Zeitungsartikel recht, es war eine wirklich große und schöne Krippe, die man hier im Dom aufgebaut hatte. Aber plätzlich stockte ihm der Atem als er näher kam. Was er da sah, er konnte es nicht fassen. Um die Krippe des Jesuskindes herum, lagen ordentlich aufgebaut alle verschwundenen Gegenstände aus dem Kaufhaus. Nur das Jesuskind war nicht in der Krippe. Da öffnete sich die Tür zur Sakristei und heraus kam ein kleiner Junge, der das Jesuskind auf dem Arm trug. Es hatte Mützchen, Schal und Handschuhe an. Der Junge legte es sorgfältig in die Krippe und deckte es mit der Kaufhausdecke zu. Nun lächelte er zufrieden. Als er Herrn Krummel sah, sagte er: „Ist das nicht toll? Das Jesuskind muss nicht mehr frieren und hungern. Ich hab das alles im Kauhaus gekauft“. „Und wie hast du dies alles bezahlt“? fragte Herr Krummel. „ Mit Nüssen, die ich in meinem Adventskalender geschenkt bekommen habe. Und außerdem habe ich mich immer bedankt, für die schönen Sachen. Ich wollte doch einmal das Christkind beschenken, nicht immer nur das Christkind mich“. Herr Krummel sah den kleinen Jungen lächelnd an und dachte wie einfach doch die Lösung der verschwundenen Gegenstände war. Ja, dieser kleine Junge hat Weihnachten verstanden. „FROHE WEIHNACHTEN“ sagte Herr Krummel und verließ lächelnd die Kirche.
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