Die Sternenputzer

Eine Erzählung von Monika Niedzwetzki   Heute möchte ich euch die Geschichte von den Sternenputzern erzählen. Die Sternenputzer wohnen auf den Sternen und sind verantwortlich dafür, dass ihr Stern immer heil und in Ordnung ist. Sie müssen immer sehr fleißig sein und ihren Stern putzen und polieren, damit er jeden Abend und in der Nacht hell leuchtet und funkelt. Wenn die Sternenputzer einmal nicht ordentlich gearbeitet und ihren Stern nicht auf Hochglanz poliert haben, macht sie das sehr traurig und sie schämen sich dafür. Sie können dann drei Wochen lang nicht lachen, weil sie sich so sehr schämen. Jetzt vor Weihnachten haben die Weihnachtssternputzer am meisten zu tun. Denn der Weihnachtsstern soll doch an Weihnachten noch heller leuchten und strahlen als alle anderen Sterne. Und so sind sie auch heute wieder dabei ihren Stern tüchtig zu schrubben und zu putzen. Aber plötzlich wirft ein Weihnachtssternputzer traurig seinen Lappen weg und sagt:„Ich weiß gar nicht, warum wir uns jedes Jahr so viel Mühe mit unserem Weihnachtsstern geben!? Die Menschen auf der Erde haben überall bunte Lichter und leuchtende Reklameschilder aufgehängt, von überall her tönt aus Lautsprechern scheppernd laute Weihnachtsmusik. Sie hetzen den ganzen Tag umher mit Terminen und Verpflichtungen – eigentlich haben sie doch überhaupt keinen Sinn mehr für unseren Stern. Keiner hat mehr Zeit und … sie schauen doch überhaupt gar nicht mehr zu unserem Weihnachtsstern am Himmel hinauf!“ „Ja“ meint ein anderer Weihnachtssternputzer leise, „im letzten Jahr haben sie den Weihnachtsstern schon ganz vergessen. Es interessiert sie gar nicht mehr, ob er nun besonders schön funkelt und glitzert – sie bemerken es noch nicht einmal!“ „Also putzen und schrubben wir auch gar nicht mehr weiter!“ sagt ein dritter Weihnachtssternputzer und wirft seinen Putzlappen zu den anderen. „Die Schneekönigin will dieses Jahr auch nicht mehr kommen. Die Menschen schimpfen ja nur noch über den Schnee, weil sie mit ihren Autos darin steckenbleiben – keiner mag mehr den Schnee.“ Und als sie so schimpfen und jammern, hören sie plötzlich ein leises und zartes Klingeln von fern. Da werden sie gleich still und schauen sich erwartungsvoll nach allen Seiten um. Dieses zarte, leise Klingeln konnte nur von den Glöckchen kommen, die der Weihnachtsmann an seinem Schlitten hat. Und dann sehen sie ihn auch schon: Zwei Rentiere ziehen den schwerbeladenen Schlitten über den Himmel und durch die Wolken – vorne auf dem Schlitten sitzt der Weihnachtsmann, winkt ihnen freundlich zu und lacht sie an. „Was ist denn mit euch los?“ fragt er. „Wenn ihr so traurige Gesichter macht, dann wird euer Weihnachtsstern bestimmt nicht so hell funkeln und glitzern wie im letzten Jahr – das wäre doch jammerschade!“ Da nicken die Sternenputzer traurig und ein Weihnachtssternputzer sagt: „Die Menschen auf der Erde schauen doch überhaupt nicht mehr zu dem Weihnachtsstern hinauf – alles andere ist ihnen doch viel wichtiger geworden. Wozu sollen wir uns denn noch Mühe geben?“ „Hmhm!“ brummt der Weihnachtsmann leise in seinen Bart. „Vielleicht habt ihr Recht – viele Menschen auf der Erde haben den Weihnachtsstern sicherlich vergessen. Das sind dann wohl auch die Menschen, die auch mit mir nicht mehr zufrieden sind. Ich bringe ihnen nicht genug.“ „Und warum fährst du dann immer noch zu ihnen?“ wollen die Weihnachtssternputzer wissen. „Nun ja“ meint der Weihnachtsmann nach einer Weile, „es gibt auf der Erde immer noch viele, viele Kinder, die sich auf den Weihnachtsmann freuen – die kann ich doch nicht im Stich lassen!“ Das sehen die Weihnachtssternputzer ein. „Aber das ist dann doch etwas anderes, als die Sache mit unserem Weihnachtsstern!“ sagen sie. „Wenn die Erwachsenen den Kindern den Weihnachtsstern nicht zeigen, dann wissen sie ja gar nicht, dass es ihn überhaupt gibt!“ „Und dennoch müsst ihr euch wieder an die Arbeit machen.“ sagt der Weihnachtsmann. „Stellt euch nur vor, wenn am Weihnachtsabend doch ein paar Kinder hinauf zum Weihnachtsstern sehen und sie können ihn nicht finden, weil er nicht am hellsten strahlt und leuchtet. Das wäre doch schlimm!“ „Sehr schlimm wäre das!“ sagen die Weihnachtssternputzer leise. „Auch wenn nur ein einziges Kind den Weihnachtsstern nicht finden würde, wäre das sehr, sehr schlimm!“ Da lacht ihnen der Weihnachtsmann freundlich zu, schnalzt ganz leise mit der Zunge und schon ziehen die Rehe den Schlitten an. Hui, braust der Weihnachtsmann davon und bald darauf sind die Glöckchen nur noch von fern zu hören – bis es wieder ganz still wird. Da holen die Weihnachtssternputzer wieder ihre Lappen herbei und machen sich gleich an die Arbeit. Sie geben sich so viel Mühe, dass der Weihnachtsstern immer schöner wird. Glaubt mir, am Weihnachtsabend wird er so hell glitzern und funkeln, wie noch nie zuvor! Ach… ihr wisst gar nicht, welches der Weihnachtsstern ist? Dann fragt eure Eltern. Und wenn die es nicht wissen, dann fragt eure Großeltern. Lasst euch den Weihnachtsstern zeigen und ihr werdet staunen, wenn ihr ihn entdeckt. Die Sternenputzer aber werden euch auch sehen und sie werden sich freuen darüber, dass ihr den Weihnachtsstern bestaunt. Und sie werden natürlich im nächsten Jahr den Weihnachtsstern wieder genauso gründlich schrubben und putzen wie in diesem Jahr. Und sie werden darauf warten, dass wieder viele Menschen zu dem Weihnachtsstern hinaufsehen und sich freuen. Kinder genauso wie auch die großen Leute.
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